Volker-Gerd Westphal, SPD-Ortsvereinsvorsitzender zu den Wahlen:
„Am 9. Juni haben wir gewählt. Natürlich ist jede Nachlese schwierig, da sie aus den verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlich ausfallen wird. Da gibt es die Kandidatinnen und Kandidaten, die gewählt wurden und sich freuen. Andere haben nicht so gut abgeschnitten, müssen das Ergebnis erst einmal verdauen, sehen aber trotzdem Licht am Ende des Tunnels, weil nicht so schlimm geworden ist. Für andere ist das Ergebnis ein sehr schwieriges Signal, was sie besorgt und deprimiert zurück lässt.
Da ich nun nicht mehr in der Gemeindevertretung sitzen werde und meine Partei, die gute alte SPD, wieder eher bescheiden abgeschnitten hat, ich mich aber andererseits auch über die Wahl von Marianne Baer und Dr. Karsten Tischer freue, will ich einmal versuchen, ein paar Dinge aufzulisten, die mir aufgefallen sind.
Die Wahlbeteiligung war auch in Michendorf sehr gut. Das 76,7 % aller Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben haben, mag auch an der Sorge vieler Michendorferinnen und Michendorfern gelegen haben, extreme politische Strömungen könnten bei einer geringeren Wahlbeteiligung noch mehr gestärkt werden. Dies ist Licht und der dunkle Schatten, der vom Stimmenanteil der AfD ausgeht, wird dadurch etwas erträglicher.
Bürgermeisterinnen ziehen Stimmen für ihre Partei bzw. ihr Wählerbündnis, Ex-Bürgermeister tun dies nicht. Dass die Scheinkandidatur unserer Bürgermeisterin Claudia Nowka ihrem Bündnis für Michendorf 3.121 Stimmen bescherte, ist schon eine reife Leistung. Umgekehrt hat Reinhard Mirbach als „Bürgermeister a.D.“ mit seiner Unabhängigen Wählergemeinschaft – Freie Wähler (UWG – FW) und seinen 282 Stimmen nicht den Einzug ins Gemeindeparlament geschafft. Überhaupt scheint es, wenn man sich den landesweiten Trend bei Kommunalwahlen ansieht, von Vorteil zu sein, wenn man sich nicht als Partei bezeichnet (obwohl man letztlich eine ist), sondern „Bürgerbündnis“ oder „Wählergemeinschaft“ nennt.
Für den Erfolg bei Kommunalwahlen ist einerseits der bundesweite Trend und die politische Stimmungslage insgesamt von großer Bedeutung. Bei den letzten Kommunalwahlen waren B90 / Grüne auch in Michendorf eine sehr starke Kraft. Jetzt in der Bundesregierung und nicht mehr in der Opposition auf Bundesebene, wird es schwieriger. Die kleinen Parteien haben es auch bei Kommunalwahlen schwer, wenn insgesamt die Stimmung nicht auf ihrer Seite ist, wie etwa bei uns für die FDP oder DIE LINKE am 9. Juni.
Aber Kommunalwahlen werden durch Personen geprägt. Wer kennt wen und wer hat die Chance auch Stimmen zu bekommen, wenn man nicht so bekannt ist. Die Listenplätze „1“ helfen, sind aber bei bei den kleinen Parteien auch keine sicheren Plätze, man denke an Reinhard Mirbach. Leider muss man auch feststellen, dass bisherige Aktivitäten Gemeindegremien auch keine Garantie sind, wiedergewählt zu werden, selbst wenn man an guten Entscheidungen maßgeblich mitgewirkt hat. Hier kann man Martin Kaspar nennen, der als Vorsitzender des Hauptausschusses und als SPD-Fraktionsvorsitzender viele Dinge fleißig und intensiv mit bewegt hat. Auch Petra van Dorsten von B 90 / Grüne oder Dirk Noack von der FDP hat es getroffen. Sie haben die letzte Gemeindevertretung deutlich mit geprägt und sind nun nicht mehr dabei. Aber so ist eben der Wähler, ich bin ja auch raus.
Dass es Wechsel gibt, auch in unserer Gemeindevertretung, gehört zum Licht einer Nachlese. Neue Impulse und neue Ideen braucht das Land, braucht auch Michendorf. Ich wünsche unseren neuen Gemeindevertreterinnen und -vertretern viel Kraft, Mut, Geduld, Weitblick und ein gutes Miteinander. Dann profitieren wir alle von ihrer Arbeit. Ach, eigentlich erwarten wir dies sogar von Euch, denn schließlich seid Ihr von uns gewählt und wir dürfen dies fordern. Alles Gute und weise Entscheidungen, die Arbeit von Claudia Nowka immer konstruktiv mit ausreichendem Abstand durchaus freundlich kritisch begleiten, so sollte es sein. Michendorf hat es verdient! (Aber bitte keine Fremdenfeindlichkeit.)“